6 Tipps für die (Wieder)Eingewöhnung in der Kita oder Tagespflege nach der Corona Pandemie

16. Feb 2021 | beziehungsstarke Kita-Eingewöhnung, Blog | 0 Kommentare

Zurück zur Normalität? Die Zeit der Kita-Schließungen endet, immer mehr Kitas haben wieder nahezu regulär geöffnet und die Kinder kommen zurück oder neu in die Betreuung. Einige Eltern atmen auf, anderen gruselt es davor.
Auch wenn es schon der zweite Lockdown war und wir alle etwas mehr „geübt“ darin sind, es ist nicht wirklich wie vorher und eine Kita-Rückkehr nach mehreren Monaten Pause für Kinder, Eltern und Erzieher:innen eine besondere Situation.

Kind einfach an der Tür abgeben? Wie soll das gehen ohne Weinen? Vor allem, wenn die Eingewöhnung vor dem Lockdown noch gar nicht richtig zu Ende war?
Aber auch bei Neu-Eingewöhnungen stehen Eltern und pädagogische Fachkräfte vor der Herausforderung den Spagat zwischen Beziehungsaufbau und Hygienemaßnahmen zu meistern.

Beachte: Eine sanfte Eingewöhnung deines Kindes in Kita oder Tagespflege, ohne dass die Bindung und Beziehung darunter leidet, ist stets ganzheitlich zu betrachten. Nicht nur dein Kind, sondern vor allem Du und die pädagogische Betreuungsperson spielen beim Eingewöhnungsprozess eine große Rolle. Deswegen habe ich meine Tipps auch auf alle drei Beteiligten (Kind-Eltern-Kita) bezogen.

1. Reflektiere deine Haltung und entscheide dich klar

Die letzten Monate in Zeiten der Corona Pandemie haben eins nochmal deutlich gezeigt: gesund zu sein ist ein Geschenk und wir dürfen dankbar sein für unser wertvolles Leben. Das rückt meist die Prioritäten nochmal zurecht.

Außerdem war es eine intensive Zeit, in der wir, auf die kleine Kernfamilie beschränkt, permanent nah beieinander waren. Das bedeutet, dass wir so ziemlich alle Emotionen miteinander erlebt haben.

Vielleicht gehörst du zu denjenigen, die den Lockdown genossen haben: die Entschleunigung, das viele Spielen und im Wald unterwegs sein mit den Kindern, evtl. gar nicht oder im Homeoffice zu arbeiten. Endlich mal raus kommen aus dem Hamsterrad. War da der Gedanke: Wie schön, so könnte es weitergehen, ich mag das sehr…

Vielleicht gehörst du auch zu denjenigen, die den Lockdown nicht genossen haben: die Entkräftung, das viele Spielen und nur allein im Wald unterwegs sein mit den Kindern, evtl. arbeiten z.B. im Homeoffice und alles natürlich ohne Kinderbetreuung, ohne Pause, 24/7. Raus aus dem gewohnten Hamsterrad, welches vorher total gut rollte. War da der Gedanke: Wie anstrengend, gut, dass es jetzt vorbei ist, ich kann nicht mehr…

Vielleicht gehörst du aber auch zu denjenigen, die irgendwo zwischen diesen beiden Polen schwanken. Denn so ist es oft: es ist mal schön und mal schön anstrengend und dann wieder schön und dann wieder anstrengend.

Abhängig davon, wie es uns mit dem Corona-Lockdown (phasenweise oder die gesamte Zeit) ging, hat das natürlich Einfluss auf unsere innere, ganz individuelle Haltung gegenüber der bevorstehenden Eingewöhnung bzw. Rückkehr in die Kita.

Triff eine bewusste und klare Entscheidung für oder gegen eine (Wieder)Eingewöhnung deines Kindes in der Kita oder Tagespflege.

Du und dein Kind brauchen Klarheit, worum es geht. Denn eine Eingewöhnung unter Corona-Bedingungen ist anders als normale Eingewöhnungen und es gibt einiges mehr zu beachten.

2. Plane mehr Zeit ein

Möglicherweise hat sich deine Elternzeit durch die coronabedingten Kita-Schließungen verlängert und die geplante Eingewöhnung wurde nach hinten verschoben. Oder aber du hattest keinen systemrelevanten Job und damit keinen Anspruch auf Notbetreuung und warst demzufolge mehrere Monate nicht arbeiten oder nur im Homeoffice.

Wenn jetzt dein:e Arbeitgeber:in Druck macht, dass du nun endlich auf Arbeit (wieder zurück) kommst, dann kann sich dieser Stress auf dich und auch dein Kind übertragen. Und das ist natürlich kontraproduktiv für eine sanfte Eingewöhnung.

Sprich mit deinem:r Arbeitgeber:in möglichst früh über einen realistischen Zeitplan, wann du (wieder) arbeiten kannst.

3. Prüfe und hinterfrage die coronabedingten Regelungen in der Kita und Tagespflege

Die Hygienekonzepte von Kitas und Tagespflegeeltern sind ÜBERALL anders. Nein, ich meine nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern auch innerhalb von Städten oder Gemeinden gibt es teilweise gravierende Unterschiede wie die Hygienebestimmungen umgesetzt werden. Das Gesundheitsamt Leipzig (Sachsen) schreibt mir auf meine Email:

„Sie benötigen lediglich ein Hygienekonzept, welches Sie natürlich auch umsetzen müssen. Vorab „genehmigen“ lassen müssen Sie es aber nicht.“

„Letztlich legen wir die Verordnung wie Jedermann aus und überlegen nach bestem Wissen und Gewissen. Uns stehen keine weiteren Informationen zur Verfügung, die über die Veröffentlichungen hinausgehen.“

„Zumindest für Kindertageseinrichtungen und Schulen gilt der Mindestabstand ohnehin nicht verbindlich (§ 2 Abs. 3).“

Ich frage bei Kita-Leitungen nach und sie bestätigen mir: welche Informationen sie offiziell bekommen ist oft nicht viel mehr als das, was auch im Internet für jede:n offiziell bekannt ist. Ich erfahre, dass die Vorgaben oft unkonkret sind, niemand bisher das Hygienekonzept der Kita kontrolliert hat und jede Kita ihr eigenes Konzept machen kann.

Prüfe vor der (Wieder)Eingewöhnung die offiziellen Vorgaben von Bund und Ländern sehr genau auf MUSS, SOLL, KANN Bestimmungen.

Was muss wirklich sein und was ist Auslegungssache? Hinterfrage also das Hygienekonzept der Kita, wenn es aus Sicht der Kinder, Eltern und/oder Erzieher*innen unmachbar scheint. Nimm es nicht einfach hin. Alle Beteiligten geben ihr Bestes und die Herausforderungen für Kita-Teams sind unglaublich hoch. Dennoch ist es wichtig, die Betreuungsqualität mindestens genauso (am liebsten aber höher) zu bewerten als die hygienischen Vorsichtsmaßnahmen.

4. Geh ins Gespräch mit den Betreuer:innen, Kita-Leitungen oder ggf. dem Elternrat bzw. Träger

„Sie dürfen nicht mit ins Haus.“ ist ein Satz, der viele Eltern gruselt. Das Kind einfach so an der Tür abgeben ohne viel Zeit für ein Abschiedsritual, weil die Schlange der wartenden Eltern-Kind-Paare lang ist und man möglichst schnell das Kita-Gelände verlassen soll.

Für einige Kinder kann das gut klappen, für viele ist es nichts. Kinder brauchen Zeit zum Ankommen, um dann Mama oder Papa Tschüß sagen zu können. Eine Hauruck-Aktion an der Tür ist für dich vielleicht auch ein Schmerzpunkt bei der (Wieder)Eingewöhnung deines Kindes.

Dabei steht der körperliche Schutz vor Corona als auch der seelische Schutz von (Klein)Kindern scheinbar im Konflikt.

Findet gemeinsame Lösungen, wie eine (Wieder)Eingewöhnung auch unter Coronabedingungen beziehungsstark gelingen kann.

Ich kenne verschiedene kreative Wege und wenn du mehr wissen willst, buche dir ein ein Happy Kita Fokusgespräch. Dann bekommst du von mir nicht nur mögliche Lösungsvorschläge, sondern auch noch das Handwerkszeug für gelingende Kommunikation mit pädagogischen Fachkräften.

5. Zelebriere die (Wieder)Eingewöhnung – ohne Bagatellisieren und ohne Dramatisieren

Es ist einer meiner Lieblingstipps und er macht so einiges deutlich: Die (Wieder)Eingewöhnung in Kita oder Tagespflege ist etwas Besonderes. Nicht nur, aber auch wegen des ganzen Corona-Drumherums.

Aber nur weil etwas besonders ist, müssen wir nicht automatisch eine mega Aufregung drumherum machen. Schau mit Klarheit und emotionaler Stärke auf die (Wieder)Eingewöhnung.

Freu dich mit deinem Kind auf den Kita Start bzw. die Rückkehr und sprich mit ihm darüber, was kommen wird. Ohne es zu zerreden kannst du verschiedene Gesprächsanlässe in euren Familienalltag einbauen. An der Kita vorbeigehen und schon mal über den Gartenzaun gucken.

Nimm die Gedanken und Gefühle deines Kindes ernst und begleite sie. Schau was dein Kind braucht.

Dein Kind braucht eine starke Mama und einen starken Papa an seiner Seite. Und natürlich eine starke (neue) Bezugsperson in der Kita oder Tagespflege, die sie liebevoll betreut.

6. Finde ein spürbares Ritual zum Verabschieden

Es mag zwar sein, dass die räumlichen Möglichkeiten für ein Abschiedsritual durch die coronabedingten Hygienebestimmungen eingeschränkter sind, aber das soll dich nicht daran hindern einen liebevollen Moment mit deinem Kind zu gestalten.

Das Loslassen kann, nach dem intensiven Zusammensein mit der Familie während des Lockdowns, schwer fallen – gib deinem Kind Zeit.

Egal ob du deinem Kind ein Herzchen auf die Hand malst oder ein Küsschen in die Hosentasche steckst. Egal ob du deinem Kind Fotos von euch mitgibst oder ihm ein Erinnerungsarmband schenkst. All diese liebevollen Momente beim Verabschieden funktionieren meistens nur, wenn du dich mit der (Wieder)Eingewöhnung wohl fühlst UND dein Kind sich genauso wohlfühlt. Es muss nicht alles perfekt sein, denn die äußeren Rahmenbedingungen sind gerade nicht optimal und auch für die pädagogischen Fachkräfte eine Herausforderung.

Aber die Basis von Beziehung und Bindung, gegenseitigem Vertrauen und dem Gefühl von Sicherheit sollte für eine (Wieder)Eingewöhnung gegeben sein.

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Stefanie von Brück

Stefanie von Brück

ist Expertin für beziehungsstarke Eingewöhnung, Familie und Kita. In ihrem früheren Berufsleben hat sie als Lehrerin (Staatsexamen) für Sozialpädagogik, Ethik/Philosophie zukünftige pädagogische Fachkräfte ausgebildet. Heute

  • unterstützt sie online Eltern bei der Eingewöhnung ihrer Kinder und
  • begleitet sie anschließend durch die gesamte Kita-Zeit,
  • bildet deutschlandweit pädagogische Fachkräfte und Kita-Teams fort und
  • gründet ehrenamtlich einen Bildungscampus (eigene Kita und freie Schule) in Leipzig.

Als Pädagogin, Mutter und Visionärin steht sie für ein bedürfnisorientiertes, bindungssicheres und beziehungsstarkes Zusammensein zwischen Erwachsenen und Kindern in Familie UND Kita. Auch wenn nicht alles FriedeFreudeEierkuchen ist. Denn dann ist es am schwierigsten und gleichzeitig am wichtigsten.

Stefanie von Brück ist Vermittlerin zwischen Kind, Eltern und pädagogischen Fachkräften und hat stets das Beziehungsdreieck im Blick, so dass alle Beteiligten gleichwürdig respektiert werden.