Jahresrückblick 2019 – ein Jahr lang Achterbahnfahrt

12. Jan 2020 | Blog, Hinter den Kulissen | 0 Kommentare

2019 war mein Leben so turbulent wie eine Achterbahnfahrt. Es ging steil bergauf und schnell bergab, mal durfte ich kurz Luftholen und die Aussicht genießen, mal drehte ich eine Extrarunde kopfüber in einem Looping. Meine Gedanken und Gefühle rauschten und wirbelten in mir umher und schwankten zwischen Angst, Freude und Vertrauen. Doch das Fazit nach dem Aussteigen ist: Mir war zwar streckenweise schlecht, aber die Fahrt war trotzdem geil.

1.1.2019 – macht es glücklich oder kann das weg?

Seit ich mein eigenes Kinderzimmer hatte, habe ich wechselnde Phasen in denen ich nicht (regelmäßig) aufgeräumt habe und dann wieder großzügig ausmiste, was ich nicht mehr brauche. Den Haushalt schmeißen können mein Mann und ich nur so mittelprächtig gut und meine Familie gehört eher zur Gattung „nichts wegschmeißen und überall verteilen“. Dementsprechend viel Zeug muss verwaltet = aufgeräumt werden. Keine gute Kombination und öfter Grund für Frust und Unzufriedenheit. Deswegen kam die 30 Tage Ausmisten-Challenge bei Facebook gerade recht: am 1. Tag ein Teil, am 2. Tag zwei Teile, am 3. Tag drei Teile usw. entrümpeln (wegwerfen, verschenken/spenden, verkaufen). Mein Mann zog mit und so hatten wir jeder eine Liste für uns und eine gemeinsame Liste für unsere Kinder. Erstmal raus mit dem, was keinen Platz mehr in unserem Leben haben sollte. Was für ein befreiender Start ins neue Jahr. Denn genau wie bei Achterbahnfahrten müssen erstmal alle Fahrgäste aussteigen, bevor man selbst in einen Wagon einsteigen kann. Kleiner Spoiler – wir haben die 30 Tage nicht konsequent durchgehalten. Dafür haben wir aber das gesamte Jahr ausgemistet! Wie viele Teile es am 31.12. gewesen sind erfährst du am Ende des Blogartikels, denn wie das bei Achterbahnfahrten so ist: nach Fahrtantritt den Wagon nicht mehr verlassen. Also lies weiter 😉

Januar – Frohes Neues!

Neustart: Der erste Schwung auf meiner Achterbahnfahrt war der Umzug meines Kursortes für die babySignal Kurse von der Comotus vita in das wunderschöne Geburtshaus Rundfrau. Diese Entscheidung habe ich keine Minute bereut und ich blicke nun zurück auf ein erlebnisreiches Jahr mit vier babySignal Kursen, drei babySignal Themenstunden und zusätzlich noch drei Beikost-Workshops. Rund 50 Eltern mit ihren Kindern habe ich 2019 in die Welt der gebärdengestützten Kommunikation entführt oder auf ihrem Beikostweg begleitet. Ich mag diese „offline“ Arbeit sehr, sie ist ein willkommener Ausgleich für meine viele Arbeit am Schreibtisch. Neu ab Januar waren auch die familylab-Webinare. Jeweils 2-3 Stunden traf ich mich mit Eltern zu relevanten Themen wie „Übergänge im Familienalltag stressfrei gestalten“ und „Nein, Nein und nochmals Jein, Vielleicht, Na gut…“. Ich mochte dieses Format sehr – eine Kombination aus Impulsen und Austausch – es hat sich nur leider nicht langfristig etabliert, da es zu schwer war, dass alle Interessentierten zu einem Termin zusammenfinden.

10.2.2019 – Vereinsgründung I

Bereits im Frühjahr 2016 habe ich begonnen mit anderen engagierten Menschen in einer Schulgründungsinitiative zu arbeiten und bin seitdem mit meinem Herzen, meiner Zeit und meiner Kraft tief mit diesem Projekt verbunden. Unsere Vision (im Dragon Dreaming 2018 festgelegt): In 5 Jahren feiern wir den soziokratisch und frei organisierten Campus „Gemeinschaft bilden“. Dieser Campus soll zukünftig eine freie Alternativschule, eine beziehungsstarke Kita, ein Weiterbildungszentrum uvm. vereinen. Immer wieder gab es in den Jahren zuvor erfolgreiche Zeiten und herbe Rückschläge und nun sollte endlich der ersehnte Verein gegründet und damit ein Meilenstein gesetzt werden. Doch wie das in der Soziokratie vorkommen kann, konnte die Gruppe bei der sehr wichtigen Entscheidung, wie der Verein heißen soll, keinen Konsent finden. Miep. Da saßen wir nun alle, erschöpft nach 6 Stunden Arbeit an der Satzung, und war wütend auf den Prozess, die anderen, mich. Von der Metaebene aus betrachtet hatte der spontane Beschlussvorschlag den Namen des Vereins zu ändern seine Lücken und Tücken. Und weil mir dieses Ehrenamt so wichtig ist, war ich entsprechend emotional in Fahrt. Ich weinte. Mit so viel Vorfreude war ich in diese Fahrt gestartet und erhoffte mir Glücksgefühle. Doch es ging in den Looping und mir wurde schlecht. Eine rein demokratische Abstimmung mit Mehrheitsentscheidung hätte uns zu einem Ergebnis geführt. Da wir den Weg der soziokratischen Entscheidungfindung aber bewusst und aktiv leben, blieb für diesen Tag nur der gemeinsame Entschluss die ganze Diskussion zu vertagen. Um dann mit neuer Kraft auf einen Konsent hinzuarbeiten, der keine schwerwiegenden Einwände mehr hat, sondern von allen! mit gutem Gefühl mitgetragen werden kann.

3.3.2019 – Vereinsgründung II

Tatatataaaaa!!! Trommelwirbel und Hurra!!! Wir hatten einen neuen Namen für den Verein! Konsentrunde vorbei und ALLE glücklich. Jetzt hatten wir endlich endlich einen Verein! Und einen noch besseren Namen als zuvor: Gleichwürdig. Miteinander. Lernen. Extrarunde gemeistert, der erste Höhepunkt der Achterbahnfahrt mit toller Aussicht.

März 2019 – Kündigung I und Existenzgründerseminar

Im März traf ich ganz offiziell eine Entscheidung, die eigentlich schon seit unserem Umzug absehbar war: Nach der Elternzeit werde ich nicht an meine alte Schule zurückkehren. Das Pendeln auch mit wenig Unterrichtsstunden/-tagen wäre zu stressig und ungesund für Körper, Seele und die Familienbeziehungen. Die Pendelei kannten wir schon aus der Zeit als wir über 200km pro Tag gefahren sind – erst ich für ein Jahr mit dem Auto und dann mein Mann für vier Jahre mit dem Zug. Dass wir das so für unsere kleine Familie nicht mehr wollten stand lange fest, nur fehlte noch der letzte Mut zu kündigen. Wer gibt schon eine unbefristete, gut bezahlte Stelle im Öffentlichen Dienst auf… und wählt dann die (noch) nicht so gut bezahlte, unsichere Selbständigkeit… eine Fahrt in schwindelerregender Höhe kann durchaus Angst machen. Als ich als einzige Frau und mit dem höchsten Bildungsabschluss im Existenzgründerseminar saß, sah ich in ein paar fragende Gesichter, warum ich nicht mehr als Lehrerin arbeiten wollte, obwohl mir dieser Beruf auch Freude gemacht hat. Aber meine innere Stimme sagte mir, dass es alles so sein soll.

18.4.2019 – der rosige Frühling meines neuen Lebens

Aber ich spürte ganz viel innere Kraft, dass der Weg, den ich gerade ging, genau DER Weg ist, auf dem ich sein soll und SEIN darf. So wie ich bin. Klar, eine Weile habe ich überlegt, ob ich nach dem Ende meiner Elternzeit wieder zurück in den Lehrerinnenberuf gehe, damit ich mich finanziell absichern kann. Denn bisher konnte ich mit meiner Freiberuflichkeit gerade so meine Fixkosten decken. Doch gleichzeitig hatte sich mir der Bauch zusammengekrampft bei dem Gedanken wieder in der Schule zu arbeiten. Das Unterrichten selbst hat mir Freude gemacht, ich kann das einfach gut. Nur der organisatorische Stress drumherum, das Noten geben müssen, das stundenlange Korrigieren, das in Versammlungen Sitzen müssen, anstatt gemeinsam aktiv zu werden… Ich hatte versucht das System von innen heraus zu verändern und doch immer wieder festgestellt, dass es zu viele Grenzen gab und die Umsetzung meiner Ideen von zu wenig Erfolg oder von zu viel Kraftaufwand begleitet waren. Meine Energie wurde abgesaugt, das wollte und konnte ich nicht mehr. Ich wollte strahlen und frei sein und das tun, was ich kann und was dir und vielen anderen Müttern, Kindern, PartnerInnen und pädagogischen Fachkräften in Kitas hilft. „Sende all deine positiven Energien hinaus, um Glück und Fülle zu erhalten.“ Das war ein zufällig ausgewählter Spruch des Tages. Genau an dem Tag, an dem die Bewerbungsfrist für das neue Schuljahr an Schulen vor Ort verstrich… Ich war voll im Vertrauen. Ich war im Frieden mit mir. Ich hatte eine Entscheidung getroffen und war glücklich damit. Und offen, wo mich diese hinführt. Was für ein großartiges Gefühl.

Mai 2019 – Finalistin für die FEBuB Young Stage

Mein Hochgefühl riss nicht ab und ich war in voller Fahrt. Meine Bewerbung für die FEBuB Young Stage war bei den Veranstalter*innen und dem BELTZ Verlag super angekommen und ich war unter den fünf Finalist*innen aus über 20 Bewerber*innen. Ich stellte für zwei Wochen eine Virtuelle Assistentin (VA) ein, die mir half aus meinen Facebook-Beiträgen Postings für Instagram zu machen. Denn diesen Social Media Kanal hatte ich bis dato noch nicht bedient aber nun war ich bereit und für kurze Zeit Arbeitgeberin. Verrückt. Mit Nicole als VA habe ich seitdem immer wieder zusammengearbeitet und bin ich unglaublich dankbar für ihre Unterstützung, denn so eine Ein-Frau-Selbständigkeit ist schon eine Herausforderung.

Ende Mai 2019 – Kündigung II

Aber wie es bei Achterbahnen so üblich ist, kommt ganz plötzlich in luftigen, sonnigen Höhen die Wende. Der Wagon neigt sich zur Seite und du merkst – jetzt geht’s abwärts und dann kopfüber in den Looping. Obwohl wir es schon vorausgesehen hatten, ging es dennoch abrupt und schneller bergab als erwartet: betriebsbedingte Kündigung meines Mannes. BÄÄM. Unsere Gefühle flogen durch den Bauch, die Gedanken flogen durch den Kopf, so ein Looping pustet alles frei, nichts ist mehr greifbar. Und wenn die Angst im Körper groß ist und man nicht aus dem Wagon aussteigen kann, dann kann man entweder Schreien und sich Festklammern oder die Arme hochreißen und sich voll hineinstürzen in den Rausch. Für uns war es turbulent, und gleichzeitig war da ein inneres Vertrauen in die Zukunft, denn der Wagon blieb fest auf der Achterbahn des Lebens und hielt seine Spur. Wir wussten – es geht vorbei.

Juli 2019 – Abschied und Neubeginn

Kaum war das geschafft, war die nächste Talfahrt dran und wir mussten uns von der unglaublich tollen Tagesmutter unseres Jüngsten verabschieden, denn sie wollte eine Ausbildung als Erzieherin beginnen. Ich war unglaublich traurig, sie ist ein herzensguter Mensch und hatte das pädagogische Geschick mit den Kindern was man nicht lernen kann, sondern fühlen muss. Mit der neuen Tagesmutter wurde ich anfangs nicht warm, ich war sauer auf den Umstand, dass wir für ein paar Wochen eine neue Betreuungsperson hatten und es sich nicht lohnt, weil dann eh im Herbst der Wechsel in den Kindergarten anstand. Aber ich gab ihr eine Chance, weil unser Sohn ihr gegenüber offen war. Eine Weile lief es auch gut und wir waren zufrieden, aber dann wurde das Abgeben früh schwierig und ich habe die Betreuung beendet und mein Kind und seinen gleichaltrigen Freund abwechselnd mit dessen Mutter betreut. Abschied nehmen musste unser Verein auch von einem sehr vielversprechenden, potentiellen Gelände für unsere Schul- und Kitagründung. Das war das zweite Mal in den letzten drei Jahren, dass wir ein großes Grundstück mit echtem Baumbestand in Aussicht und wieder verloren hatten. Diese Rückschläge sind jedes Mal bitter. Ein weiterer Tiefpunkt dieser Achterbahnfahrt. Der Sommerurlaub fiel 2019 leider auch aus. Wir beide nun ohne sichere Jobs und vor der Herausforderung eine Lösung für die Situation zu finden, da war uns nicht nach Urlaub. Zum Glück hatten wir aufgrund unserer Unorganisiertheit auch nichts Festes geplant und wir waren flexibel. Ein paar Tage haben wir unsere ehemaligen Nachbarn in der Nähe von Düsseldorf besucht, so dass wir rauskamen und uns nicht nur im eigenen Kreis drehten. Das war wirklich schön, auch wenn vier Erwachsene und vier kleine Kinder in einer Wohnung die ein oder andere Challenge lieferten. 😉 Zuvor war aber noch der offiziell letzte Arbeitstag meines Mannes zu FEIERN. Ja, genau. Feiern. Denn unser Vertrauen ins Leben und in die Zukunft wurde belohnt und es fügte sich alles ganz wunderbar. Mein Mann hatte beschlossen Erzieher zu werden. Das war schon vor ca. zwei, drei Jahren mal im Gespräch, aber er hatte nicht den Mut zu kündigen. Nun, mit Ü40 war es soweit und das Leben gab ihm einen Schubs. Den hat er genutzt und folgte dem Ruf seines Herzens. Alles war genau richtig. Er bekam eine Stelle in einem echt tollen, sehr frei und kindorientiert arbeitenden Kindergarten und den letzten Schulplatz für die berufsbegleitende Ausbildung an einer frei und gleichwürdig arbeitenden Schule. Das Vorstellungsgespräch in der Schule war am Morgen des letzten Arbeitstages und in das Bedauern, dass eine berufliche Geschichte zu Ende geht, mischte sich die Freude über den Neubeginn. Willkommen und Abschied. Die Fahrt ging wieder bergauf.

2.8.2019 – Facebook Beitrag geht viral

Mit schnellem Tempo ging es nun auch bei mir voran und steil bergauf, denn mein Beitrag „Die etwas andere Kita Start Checkliste“ ging bei Facebook viral. 24.900 Menschen hatte dieses Posting erreicht und 5.200 Interaktionen hervorgerufen. Das war schon ein ziemlich cooles Gefühl – ich war kribbelig, aufgeregt, freudig, stolz und schlichtweg überwältigt.

August 2019 – Hochsaison der Kita-Beratungen und Schuleinführung

Mein Powermonat folgte, denn was im Juli noch gut händelbar anfing, explodierte im August – meine Beratungen zur beziehungsstarken Eingewöhnung in Kita oder Tagespflege hatte Hochsaison. Viele Mütter hatten sich schon Monate im Voraus meine 1:1 Begleitung gebucht, einige Eltern kamen neu hinzu und ich arbeitete und arbeitete. Bis zu zehn Beratungen per Zoom und ca. 30-40 Emails jede Woche standen auf meinem Plan. Es war auch emotional eine sehr intensive Zeit, denn ich fühle mich stets mit meinen Kundinnen verbunden, auch an mir gehen die Eingewöhnungsprozesse der Kinder und ihren Eltern nicht spurlos vorbei. Übergänge sind ein wichtiger Aspekt im Leben von Familien und diese mit meiner Empathie und fachlichen Kompetenz zu begleiten macht mich glücklich. Das ist wofür ich da bin. Und genau da, bin ich richtig. Ich liebe meine Arbeit und meine Kundinnen spüren das: Corinna schrieb z.B. einen Blogartikel für Echte Mamas „Eingewöhnung in die Kita: ein Coaching hat uns geholfen“. Und natürlich machen solche Veränderungsprozesse auch vor meiner eigenen Familie nicht Halt und wir haben seit dem 17.8.2019 ein Schulkind. Der Übergang in die erste Klasse war für unseren Sohn und uns Eltern alles andere als leicht und das hat uns eine Menge Kraft, Zeit und Beziehungsarbeit abverlangt. Nach ca. sechs Wochen wurde es spürbar leichter und wir kamen mit dem neuen Alltag immer besser zurecht. Holprig ist es aber bis heute. Wie bei Achterbahnfahrten üblich, ruckelt es eben immer mal.

September – Interviews, Interviews

Onlinekongresse kannte ich bisher nur als Teilnehmerin, aber dies sollte sich im September ändern. Bereits im Frühjahr kam die Anfrage von Andreas, ob ich für seinen Onlinekongress „KITA Revolution – Begegnung auf Augenhöhe“ ein Interview geben würde. Klar wollte ich! Und so wurde ich im September Speakerin für mein Thema: beziehungsstarke Eingewöhnung und beziehungsstarke Kita. Auch Trish vom Podcast Muttersprache interviewte mich zu diesem Thema und es wurde die Podcastfolge mit den meisten Hörer*innen! War waren einfach auf einer Wellenlänge, das Feedback war genial und es bestätigte sich mal wieder, dass Reden echt mein Ding ist und viel schneller geht als Schreiben.

1.10.2019 – Eingewöhnung Kindergarten

Wenn eine Beraterin für Kita-Eingewöhnungen mit ihrem eigenen Kind in der Kita-Eingewöhnung steckt, dann ist sie… MUTTER. Japp. So ist es. Falls du also gedacht hast, bei mir müsste es ja flutschen, dann schreib ich dir jetzt das, was ich auch meinen Kundinnen sage: Gefühle wollen gefühlt werden. Prozesse wollen erlebt werden. Wir können nicht von A nach B kommen und die dazwischenliegende Veränderung einfach überspringen. Auch für mich als Beraterin bedeutet eine Eingewöhnung Prozessarbeit und -begleitung. Und die ist intensiv und nicht per Fingerschnipp abgeschlossen. Ich kann nicht zaubern. Auch ich bin gebunden an die äußeren Bedingungen. Aber ich weiß natürlich was ich tun kann, um mit diesen Bedingungen adäquat umzugehen. Und wenn die Eingewöhnung abgeschlossen ist, werde ich nochmal in einen eigenen Blogartikel dazu schreiben.

November 2019 – FEBuB und #betreuungsistbunt

Ein weiteres Highlight in 2019 war definitiv das Wochenende auf der FEBuB. Ich war 2,5 Tage unterwegs. Allein. Allein! Unfassbar. Das letzte Mal war vier Jahre her. 2015 war ich zwei Mal für zwei Tage allein unterwegs, ansonsten bin ich seit genau sechs Jahren und 11 Monaten immer mit unseren Kindern zusammen. Ich liebe meine Jungs und bin gern mit ihnen zusammen. Aber ganz ehrlich: in den zwei Tagen auf der Familienkonferenz für Bindung und Beziehung (FEBuB) hab ich sie nicht vermisst. Da hab ich es einfach genossen im Zug für mich zu sein und auf der FEBuB mit vielen wunderbaren Menschen zu sprechen und ihnen zuzuhören. Einige kenne ich seit Jahren als Kolleginnen über Facebook und das gemeinsame „in der Bubble sein“ und andere durfte ich neu kennenlernen. Es war toll. Danke an Mildi (Parenteria), Inke (Sachtsam Hummel), Silke (Poppy & Lilu), Romy (Pipette Kulturlabor), Karin (Säuglingspflegeblog), Kiran (bindung-beziehung), Martina (Illustratorin), Isabelle (Familierundherum), Annegret (friedvolle Elternschaft), Frau Papa (…) – ihr seid wunderbar. Danke auch an die Vorträge und anschließenden Gespräche von und mit Nils Pickert (Pinkstinks), Katja Seide (Gewünschtestes Wunschkind) und Nora Imlau uvm. Eine geniale Aktion folgte direkt im Anschluss und drehte sich um den Hashtag „Betreuung ist bunt“. Auf Instagram habe ich gemeinsam mit Franziska (Kinderlärm), Lucy (Das Gefühlskind) und (Herzhandbauchgefühl) eine Woche lang Beiträge geschrieben und gesammelt, die sich rund um das Thema Betreuungsformen drehten. Wir wollten mit dieser Mitmach-Aktion dafür sensibilisieren, dass es vor allem wichtig ist, dass Kinder liebevoll und zugewandt betreut werden und dass dies in vielen verschiedenen Variationen geschehen kann. Das Ziel war gemeinsam ein möglichst buntes Bild von Betreuung zu zeichnen, uns gegenseitig für die familien-individuellen Wege wertzuschätzen und andere zu inspirieren, die vielleicht noch überlegten, welche Betreuungsform für sie die Passende sein kann. Denn das liegt mir auch bei meiner Arbeit sehr am Herzen, denn jede Familie, jedes Kind und jede Betreuungseinrichtung ist anders.

November 2019 – Meilenstein Schulgründung

Ein Monat vieler schlafloser Nächte, denn unsere 4-Frauen-Schulkonzept-Schreiberinnen-Gruppe hatte enorm viel zu tun. Ziel war das pädagogische Konzept unserer freien Grundschule REFLEKTA zu finalisieren. Ein wahrer Kraftakt, denn obwohl wir bereits monatelang daran gearbeitet hatten, ist´s letztlich wie schon im Studium gewesen: das Motto lautete „Unter Druck entstehen Diamanten.“ Wir hatten jede Woche ein gemeinsames Treffen und dazwischen schrieben und korrigierten wir die Kapitel rauf und runter. Am Ende waren wir höchst zufrieden, mussten aber das Konzept noch den Vereinsmitgliedern zur Konsentierung vorlegen. Die Mehrheit fand´s super, eine rein demokratische Abstimmung wäre also schnell gefallen. Wäre. Konjunktiv… Aber es geht in der Soziokratie darum den Konsent zu finden – d.h. niemand hat einen schwerwiegenden Einwand und alle können die Entscheidung mittragen. Und wie es das Leben so wollte gab es einen schwerwiegenden Einwand und so bekam die Achterbahnfahrt mal wieder ein rasantes Tempo bergab. Es war extrem stressig, die Emotionen waren intensiv, denn drei Tage später war der Termin beim Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) vereinbart. Doch der Vorteil der Soziokratie ist eben auch nicht einfach Meinungen zu überstimmen, sondern anzuhören und im Gespräch zu bleiben, so dass am Ende eine oft bessere Version existiert. Am 27.11.19 haben mein Vorstandskollege und ich den Gründungsantrag und das fertige Konzept abgegeben! Hurraaa, was für ein großartiger Tag. Nach diesem Meilenstein, auf den wir drei Jahre lang hingearbeitet haben, bin ich erschöpft in mich zusammengebröselt. So eine Achterbahnfahrt kann ganz schön anstrengend sein.

Dezember 2019 – beziehungsstarke Adventschallenge und Businessplan

„Advent, Advent, die Stimmung brennt… oder lieber Familienfrieden unter´m Weihnachtsbaum?“ so lautete meine beziehungsstarke Adventschallenge, die erstmalig und exklusiv als Impulsbotschaften-Emailserie stattfand. Jeden Adventssonntag gab es eine Wochenaufgabe und am Freitag ein jeweils passendes Video. Die Themen waren: Achtsamkeit und Beziehungsqualität, Ja und Nein sagen, nicht Meckern und Schimpfen sowie die „7 Schönheiten von Menschen“. Wenn du die Challenge verpasst hast und sie für dich noch nachholen möchtest, kannst du dich gern hier anmelden und ich sende dir die Emailserie (in kürzeren Abständen als im Advent) zu. Starte dein 2020 mit Impulsen für dein beziehungsstarkes Familienleben! Damit ich aber bei all dem nicht vergesse dass ich Achterbahn fahre, hatte das Leben noch eine blöde Überraschung parat. Seit Monaten war ich mit dem Arbeitsamt im Gespräch (ich hatte ja einen Aufhebungsvertrag und war offiziell arbeitssuchend), musste ellenlange Anträge ausfüllen und immer wieder Unterlagen über meine bisherige freiberufliche Tätigkeit nachweisen. Am Ende habe ich entschieden meinen Businessplan zu schreiben (in 17 Stunden am Stück 20 Seiten) und hab gegen meinen abgelehnten ALG I Antrag Widerspruch eingelegt. Der Fehler lag beim Amt, aber bis heute weiß ich nicht, ob ich den Existenzgründerzuschuss bekomme und er mich über die einkommensschwächeren Wintermonate abpuffert oder nicht. In Anbetracht der Lage, dass mein Mann lediglich ein Ausbildungsgehalt bekommt (etwas mehr als unsere Miete) ist das durchaus relevant. Aber ich sitze immer noch in der Achterbahn und während der Fahrt kann ich nicht aussteigen… also besiege ich die Angst vor der ungewissen Zukunft und vertraue (wieder mal) dem Leben. Denn innerlich weiß ich, dass egal was kommt, ich auf dem richtigen Weg bin und wir es irgendwie schaffen werden, auch wenn es Höhen und Tiefen gibt.

19.12.2019 – 181 Beratungsstunden

Wow, was für ein Jahr. Wenn ich nicht so groggy gewesen wäre, hätte ich getanzt. Mich selbst für meine Erfolge feiern vergesse ich allzu oft. Voll schade. Denn ich hab echt viiiiel gearbeitet, vor allem in der zweiten Jahreshälfte. Und am 19. Dezember hatte ich die allerletzte Beratung zur beziehungsstarken Kita-Eingewöhnung im Jahr 2019. Insgesamt 181 Stunden Beratungszeit lagen mit diesem Tag hinter mir. Überwältigend. Ich bin immer noch stolz und dankbar und unglaublich glücklich. Ich liebe meine Arbeit so so so sehr und bereue es nicht, diesen Schritt gegangen zu sein.

Jahresende – nach Weihnachten muss alles raus

„Eia, Weihnacht´, Weihnacht´ist ein schönes Fest, juchee!“ ist unser Familien-Lieblingsweihnachtslied. Die Kinder trällerten es nahezu täglich und waren beseelt – voller Vorfreude und glücklichen Augen vom Kerzenschein, Lebkuchenhausbacken und Räucherduft. Die Feiertage verliefen entspannt mit uns allein, Feuer, Freunden und meiner Oma & meinem Opa zu Besuch. Dieser Rückzug ins Familien-Innere tat allen gut. Verdiente Auszeit. Auch von Social Media! Das Tempo verlangsamte sich, die Achterbahnfahrt 2019 ging langsam zu Ende. Als ich zwischen den Jahren wieder Kraft und Lust spürte diesen Blogartikel zu schreiben, sagte sich allerdings mein Körper: Nope. Lass mal. Hier hast du einen Magen-Darm-Virus, leg dich drei Tage komplett ins Bett, schlafe, tu nichts. Alles muss raus. Silvester 23:55 Uhr schliefen die Kinder ein. Mein Mann und ich lagen im Familienbett und sahen aus dem Fenster Feuerwerk an. Dann sind wir nochmal aus der Wärme gekrochen und haben angestoßen – mit Sekt und Salbeitee. Nicht ganz das, was ich mir für einen gebührenden Abschluss dieses aufregenden Jahres vorgestellt hatte. Aber that´s life. Die Achterbahnfahrt ist vorbei. Bitte alle Aussteigen. ****** Welches Wort beschreibt dein Jahr 2019 am Besten? Bist du auch Achterbahn gefahren? PS: Hier sind noch die Zahlen vom Ausmisten: Mann 382 // Kinder 853 // ich 627 // und wir haben Gefallen daran gefunden und Misten auch 2020 weiter aus.
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Stefanie von Brück

Stefanie von Brück

ist Expertin für beziehungsstarke Eingewöhnung, Familie und Kita. In ihrem früheren Berufsleben hat sie als Lehrerin (Staatsexamen) für Sozialpädagogik, Ethik/Philosophie zukünftige pädagogische Fachkräfte ausgebildet. Heute

  • unterstützt sie online Eltern bei der Eingewöhnung ihrer Kinder und
  • begleitet sie anschließend durch die gesamte Kita-Zeit,
  • bildet deutschlandweit pädagogische Fachkräfte und Kita-Teams fort und
  • gründet ehrenamtlich einen Bildungscampus (eigene Kita und freie Schule) in Leipzig.

Als Pädagogin, Mutter und Visionärin steht sie für ein bedürfnisorientiertes, bindungssicheres und beziehungsstarkes Zusammensein zwischen Erwachsenen und Kindern in Familie UND Kita. Auch wenn nicht alles FriedeFreudeEierkuchen ist. Denn dann ist es am schwierigsten und gleichzeitig am wichtigsten.

Stefanie von Brück ist Vermittlerin zwischen Kind, Eltern und pädagogischen Fachkräften und hat stets das Beziehungsdreieck im Blick, so dass alle Beteiligten gleichwürdig respektiert werden.